Keeper of the Lost Cities – Der Aufbruch (Keeper of the Lost Cities 1) by Shannon Messenger

Autor:Shannon Messenger [Messenger, Shannon]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: arsEdition
veröffentlicht: 2021-04-18T00:00:00+00:00

26

Dame Alinas Büro war ein dreieckiger Raum mit Glaswänden und hoher, spitz zulaufender Decke, der sich im Gipfel der Foxfire-Pyramide befand. Die Morgensonne strömte durch die klaren Fenster herein, von denen jede zweite Scheibe verspiegelt war. Sie standen genau im richtigen Winkel geneigt, um Dame Alinas Spiegelbild einzufangen, als sie sich hinter ihren ebenfalls verspiegelten Schreibtisch setzte und ihr Haar von allen Seiten betrachtete.

Sophie hielt den Blick starr auf ihre Hände gerichtet, als sie der Direktorin alles gestand. Sie wollte die Enttäuschung in Aldens oder Tiergans Gesicht nicht sehen, oder Dame Alinas Spiegelbilder, die sie aus allen Richtungen anfunkelten. Dieses Geständnis fiel ihr so viel schwerer als das erste, als sie Grady und Edaline alles gebeichtet hatte, bevor sie zur Schule gegangen war. Sie hatten nur genickt und ihr verziehen und Sophie hoffte inständig, dass sie auch jetzt nicht allzu schlimm bestraft werden würde.

»Was denkst du, Alina?«, fragte Alden, als Sophie verstummte. Seine Stimme klang neutral. Nicht wütend, aber auch nicht freundlich.

Dame Alina schürzte die Lippen. »Sie hat gegen die ethischen Grundsätze der Telepathie verstoßen.«

»Das hat sie in der Tat«, murmelte Tiergan. »Und ich bin mir sicher, dass einige hier der Ansicht sind, man sollte sie dafür ins Exil schicken.« Er schoss Alden einen bösen Blick zu.

Sophie erstarrte. Würde der Hohe Rat sie verbannen? Sie hatte geglaubt, man würde sie höchstens von der Schule werfen. Alden seufzte. »Niemand hat etwas Derartiges im Sinn.«

Sophie stieß den Atem aus, den sie angehalten hatte.

»Natürlich nicht«, grummelte Tiergan. »Weil es vollkommen absurd wäre, ein unschuldiges Mädchen ins Exil zu schicken. Aber einen Mann, der eine Familie zu versorgen hat −«

»Ich werde nicht wieder mit dir darüber streiten, Tiergan. Es war das Urteil des Hohen Rats. Ich hatte keine andere Wahl, als zu gehorchen.«

»Man hat immer eine Wahl«, beharrte Tiergan leise.

Sophie wusste, dass sie von Prentice sprachen, und eigentlich hätte sie neugierig sein sollen. Aber seit ihr klar geworden war, dass er derjenige war, der sie bei den Menschen zurückgelassen hatte, wollte sie sich nicht mehr dafür interessieren, was mit ihm passiert war. Es tat zu weh, darüber nachzudenken.

»Na, na, na, meine Herren«, schalt Dame Alina sie und erhob sich mit einer eleganten Bewegung aus ihrem Stuhl. Sie strich sich das Haar in ihren Dutzenden Spiegelbildern glatt. »Wollen wir nicht wieder nett zueinander sein?«

Niemand sagte etwas.

Dame Alina seufzte. Dann wandte sie sich Alden zu und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Was denkst du, wie die Bestrafung aussehen sollte?«

Tiergan schnaubte verächtlich. »Sicher, überlassen wir es doch ihm. Warum sollten wir uns die Mühe machen, ihren Telepathiementor zu fragen, wie sie dafür bestraft werden soll, dass sie die Regeln der Telepathie verletzt hat?«

»Er ist derjenige, der sie beim Hohen Rat melden wird«, entgegnete Dame Alina.

Sophie unterdrückte ein erschrockenes Nachluftschnappen. Alden erstattete dem Hohen Rat auch über sie Bericht? Wie intensiv wurde sie eigentlich wirklich beobachtet?

»Ja, wir wissen alle, wie gut er darin ist«, knurrte Tiergan.

Alden seufzte, erwiderte jedoch nichts.

»Vergessen Sie nicht Ihren Rang, Sir Tiergan«, warnte Dame Alina eiskalt. »Solange Sie als Mentor arbeiten, werden Sie meine Autorität respektieren.

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